Inklusion & Integration hautnah

Miss Handicap 2011 zu Besuch bei den Fünfern

Kürzlich hatten unsere Fünftklässler ganz besonderen Besuch aus der Schweiz. Die ehemalige „Miss Handicap 2011“ Stefanie Fischer (geb. Dettling) erzählte den Mädchen und Jungen aus ihrem Leben und von ihren besonderen Erfahrungen als Botschafterin für Menschen mit Behinderung in der Schweiz.

Stefanie Dettling kam 1993 als gesundes Mädchen zur Welt und erlitt im Alter von erst sechs Monaten infolge einer Quecksilbervergiftung einen Impfschaden. Seitdem ist sie auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen und kann sich nur noch eingeschränkt bewegen. Für Vieles im Alltag braucht sie Hilfe und Assistenzpersonen, doch dank ihres eisernen Willens und der Unterstützung zahlreicher Menschen, die sie auf ihrem Weg begleiteten, konnte sie eine öffentliche Schule besuchen und nach ihrem Abschluss eine kaufmännische Ausbildung durchlaufen. Ihr Ehrgeiz und ihre starke Persönlichkeit verhalfen ihr als 18-Jährige sogar zum Titel „Miss Handicap 2011“. Die Bewerbung hierfür war eine spontane Idee ihrer Eltern, die ihr Leben entscheidend veränderte. Denn als Botschafterin für Menschen mit Behinderung reiste sie ein Jahr lang durch die Schweiz und weit darüber hinaus, erzählte von ihrem erfolgreichen Weg trotz körperlicher Einschränkung und sprach anderen Betroffenen Mut zu. Sie warb für mehr Inklusion und Integration in Schulen und im Berufsleben und tut dies noch heute.

So reiste Stefanie mit ihrem behindertengerecht umgebauten Van alleine von Zürich nach Rottweil, um der Einladung ihrer langjährigen Freunde, unseren beiden Frau Breiters, zu folgen. Gespannt lauschten etwa 80 Schülerinnen und Schüler im Gottesdienstraum den Erzählungen der selbstbewussten Frau im Rollstuhl, die sie anhand von Videos und Bildern an ihrem bisherigen Leben teilhaben ließ. Bei der anschließenden Fragerunde schnellten die Hände nach oben und neugierig wollten die Kinder z.B. wissen, wie Stefanie mit ihren eingeschränkt bewegungsfähigen Händen „so klarkommt“? Sie erzählte, dass ihre Hände sich erst in ihrer Kindheit durch „ihre Fortbewegung – das Ellbogen-Rutschen“ verformt und sich die Sehnen verkürzt hätten. Sie komme ganz gut klar, weil sie es eben gewohnt ist, auch Handy- und Tabletnutzung funktioniere problemlos, bei feinmotorischen Dingen helfe ihr ihr Mann. So kann sie z.B. das Essen nicht klein schneiden, aber mit der Gabel essen klappt super. Als sie nach ihren Hobbies gefragt wurde, erzählte Stefanie begeistert von ihrer Lego-Sammlung. Leidenschaftlich gerne baue sie mit ihrem Mann Lego-Bausätze auf und wieder ab, immer wieder andere Bauten entstehen so in wochenlanger Teamarbeit und dekorieren so zeitweise das Haus in Zürich, bevor sie wieder für einige Zeit in den Keller geräumt werden. Stefanie bewege sich auch gerne im Wasser, alleine schwimmen gehe allerdings nicht. Auch schreiben sei zunehmend schwieriger geworden, denn sie könne nicht mehr aufrecht sitzen und Nackenschmerzen bereiten ihr immer wieder Beschwerden. Deshalb erhält Stefanie 3x wöchentlich Therapie und im Laufe der Woche die Unterstützung von 25 verschiedenen Personen, ein Hilfe-Netzwerk, auf das sie heute angewiesen ist.

Ein Junge fragte sie neugierig nach ihren „Fahrzeugen“ und Stefanie erzählte stolz, dass ihr 35.000 Schweizer Franken teure „Renn-Rollstuhl“ stolze 10 km/h schafft! Auch wie sie ihr Auto steuert, hat sie uns verraten: Dank einer elektrischen Rampe fährt sie mit ihrem Rollstuhl direkt hinter die Lenkung, die in ihrem Fall ein Joystick ist, den sie mit ihren Händen steuern kann, den Blinker bedient sie mit dem Kopf. Damit das Autofahren im Rollstuhl auch im Straßenverkehr klappt, dafür nahm Stefanie viele Fahrstunden und weite Wege zur Fahrschule in Kauf. Doch sie wusste ja wofür sie es tat, und so meisterte sie auch diese Herausforderung, auf die noch viele folgten.

Die selbstbewusste Stefanie Fischer gab nie auf in ihrem Leben und das war schließlich auch ihr Appell an die Fünftklässler. „Glaubt an euch, dann könnt ihr alles schaffen!“

Mit viel Applaus wurde die junge Frau schließlich verabschiedet und bekam von den Breiters noch einen Geschenkkorb überreicht.

Vielen Dank für diese wertvollen Eindrücke, die bei unseren Fünfern sicherlich Spuren hinterlassen haben!

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