Die Maximilian-Kolbe-Schule auf dem Weg zur „Schule im Grünen“

"Weil Natur für Kinder eben nicht einfach eine nette Ergänzung zum Alltag ist. Weil sie mehr ist als ein Erholungsraum, mehr als ein Ort, um Batterien aufzuladen oder sich auszutoben. Natur ist für Kinder so essenziell wie gute Ernährung. Sie ist ihr angestammter Entwicklungsraum. Hier stoßen Kinder auf vier für ihre Entwicklung unverhandelbare Quellen: Freiheit, Unmittelbarkeit, Widerständigkeit, Bezogenheit. Aus diesen Erfahrungen bauen sie das Fundament, das ihr Leben trägt."
(Herbert Renz-Polster und Gerald Hüter)

Naturpädagogik hat an der MKS schon eine lange Tradition. Im praxisorientierten Unterricht wurden schon in den 80er Jahren Krötenzäune gebaut, ein Biotop angelegt und ein Schulgarten bewirtschaftet. Die besondere Lage der Schule, auf einer großen Wiese am Waldrand bei Rottweil-Hausen, ermöglichte diese Aktivitäten.

In der Gesellschaft sehen viele die Natur nicht mehr als allumfassenden Lebensraum, sondern viel mehr als zusätzlichen oder optionalen Eventraum. Uns ist inzwischen klar, dass unsere Kinder und Jugendlichen eine Anbindung an den Entwicklungs- und Erfahrungsraum Natur brauchen, um sich selbst wieder stärker wahrzunehmen und um die Beziehung zur Natur wieder in die Normalität des Lebens zurückzuholen. Die Bewahrung der Schöpfung Gottes ist kein Randthema, dem sich einzelne widmen können. Die Naturzerstörung und die inzwischen sichtbaren Klimaveränderungen bestärkt uns darin, in unserer christlichen Werteerziehung den Naturbezug stärker zu betonen.   

Aus diesen Überlegungen haben wir im Ganztagsbereich und im Unterricht begonnen, einzelne Naturthemen wieder aufzugreifen. Für die Mittagsfreizeit und AG-Angebote wurde ein Naturstützpunkt mit Schutzhütte, Feuerstelle und Garten eingerichtet. Im Unterricht sind Schülergruppen wieder öfters mit unserem Wiesenmobil auf der Suche nach Käfern, Schmetterlingen und Wiesenpflanzen oder bauen Vogelnistkästen. Eine Imker-AG betreut Bienenvölker und säht Wildblumenwiesen und die Schüler der Outdoor-AG sind im Wald und auf den Wiesen rund um die Schule in der Natur unterwegs. Diese Naturerfahrungen haben wir nun aufgegriffen und das Schulentwicklungsprojekt „Schule im Grünen“ ins Leben gerufen. So werden wir die Natur- und Waldpädagogik weiter ausbauen und im Konzept der Schule verankern.   

Die Schule im Grünen hat zwei wesentliche Schwerpunkte, einen im unterrichtlichen und einen im Ganztagsbereich. Im Ganztagsbereich der Grundschule wurde das Fach „Natur und Spiel“ eingeführt. Die Klassen sind mit den Erzieherinnen auf Entdeckungsreise im Wald und auf den Wiesen und lernen viel über die Pflanzen und Tiere rund um die Schule. Durch eine Kooperation mit der Angus-Ranch haben wir Hühner und Ziegen auf der Schulwiese, die mit den Schülern versorgt werden. Gleichzeitig erfahren die Kinder einiges darüber, was eine nachhaltige Landwirtschaft ausmacht. Die Hortgruppen haben inzwischen fast alle Aktivitäten auf die Jahreszeiten abgestimmt und verbringen den größten Teil des Nachmittags draußen. Sie bauen Eidechsenhotels, erforschen den Wald und die Wiesen und spielen und bauen inzwischen überwiegend mit selbst gesammelten Naturmaterialien. Feuer ist ein fester Bestandteil unseres Natur-Alltags, denn auf dem Schulgelände gibt es inzwischen einige Feuerstellen, auf denen gekocht und gebacken wird, und die in der kalten Jahreszeit zum Aufwärmen genutzt werden. Auch der AG-Bereich wurde durch naturbildende Angebote ausgeweitet. So gibt es neben der Imker-AG und Outdoor-AG inzwischen AGs für Spiele draußen, Haus-Hof und Garten, Gartenbau, Natur-Kreativ oder Spiele in der Natur.

Im Unterricht werden die Einheiten des Marchtaler Plans an unsere naturpädagogischen Entwicklungen angepasst. So sind Themen erlebbar, wenn z.B. bei der Einheit über die Steinzeit die Kinder versuchen Feuer zu machen oder Werkzeuge aus Naturmaterialien herstellen. Im Themenbereich Wald und Wiese wird die Natur von den Schülern nicht nur untersucht, sondern die selbst gesammelten Äpfel der schuleigenen Streuobstwiese und unsere angepflanzten Gartenkräuter werden direkt weiterverarbeitet und bereichern sogar unsere Schulkantine. Wir orientieren uns in der Entwicklung zur Schule im Grünen an den sechs Leitprinzipien der Naturpädagogik vom Verband Erleben und Bildung in der Natur in der Schweiz: Naturbeziehung, Soziales Lernen, Wohlbefinden, mit allen Sinnen spielen, Bewegungsraum Natur und Wagniskompetenz. Außerdem arbeiten wir mit dem Forstamt Rottweil, verschiedenen Natur- und Waldpädagogen, sowie mit verschiedenen Waldkindergärten und Naturhorten zusammen. So können wir die Erfahrungen aus der Natur- und Waldpädagogik im Kindergarten- und Hortbereich mit den Inhalten des Marchtaler Plans zusammenbringen und verknüpfen.

Aktuell sind wir für die Arbeit mit den Schülergruppen in der Planung von Schutzhütten auf dem Schulgelände. Der Übergang von drinnen nach draußen ist dann leichter umsetzbar und die Erfahrungen in der Natur, sowie die Gemeinschaft draußen am Feuer, werden im Schulalltag noch stärker verankert. Beim Bau und der Gestaltung spielen Nachhaltigkeit, Artenschutz und die Schonung von Ressourcen eine wichtige Rolle.

Wir schaffen es so, unseren Kindern neben der Transformation in die digitale Zukunft eine Anbindung an die Natur zu vermitteln.

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